Entschleunigung – Eso-Mumpitz oder ernsthafte Lebenshilfe

Entschleunigung

Eso-Mumpitz oder ernsthafte Lebenshilfe?

Wie sagt das Sprichwort schon so schön und treffend „In der Ruhe liegt die Kraft“. Und auch in Asien – man streitet hinsichtlich der Herkunft des Sprichtwortes, ob es aus Japan stammt oder Konfuzius zugeordnet werden kann – ist man sich der Bedeutung der Entschleunigung bewusst: Wenn du es eilig hast, geh langsam – Wenn du es noch eiliger hast, mach einen Umweg. Doch was sagen uns die Sinnsprüche, die den Hintergrund „Eile mit Weile“ haben, auf die heutige Zeit übertragen? Wir befinden uns in einer Leistungsgesellschaft, in der „höher, schneller, weiter“ gilt. Ist das wirklich so? Oder besinnen wir uns langsam darauf, dass wir als Menschen auch Ruhephasen benötigen?

Freiräume durch Entschleunigung schaffen

Macht es Sinn, sich zu entschleunigen? Manchmal hilft es, wenn man den Menschen so gar nicht menschlich sieht. Vergleichen wir uns mit dem Motor eines Formel 1 Fahrzeugs. Ja, der Motor ist darauf ausgerichtet, temporär Hochleistungen zu vollbringen, im Vollgas-Modus zu funktionieren. Immer? Nein, die Halbwertzeit eines solchen Motors ist sehr endlich. Und ein Motor, der nur im oberen Drehzahlbereich gefahren wird, erlebt sein Ende sehr zeitnah. Auf den Menschen übertragen bedeutet das, dass wir schnelllebig fahren, uns aber über den Weg der Entschleunigung ein Stück Lebensqualität zurückerobern können.

Was ist denn diese Entschleunigung?

Sich zu entschleunigen bedeutet nichts anderes, als dass man bewusster lebt und den Alltag langsamer meistert. Generell? Nein, nicht immer, sondern punktuell und durch kleine Veränderungen. Das gelingt zum Beispiel dadurch, dass man sich Pausen einräumt, was selbst im Beruf umsetzbar ist. Dabei würde es schon helfen, würde man selbst das Multitasking reduzieren und sich selbst Pausen zum Durchschnaufen gönnen. Und das besonders in den Situationen, wenn der Druck am größten ist, um sich so zu fokussieren. Stresshormone werden abgebaut, der Kopf regeneriert sich und die Konzentrationsfähigkeit erfährt einen Boost.

Auch der Tagesbeginn ist ein wichtiges Element der Entschleunigung. Wer auf die letzte Minute loslegt, steht schon zum Tagesbeginn unter Stress. Hat man aber selbst 60 oder 45 Minuten Vorlaufzeit in den Tagesrhythmus integriert, ist schon am Morgen „der Dampf aus der Jacke“ genommen und man fasst eben nicht mit beiden Händen in die sprichwörtliche Steckdose, um den Tag zu beginnen. Wer so den Start beginnt, der kann auch gezielt die täglichen Zeitvernichter angehen. Abläufe werden gestrafft, indem man einmal eine Bestandsaufnahme durchführt, wo man selbst zeit liegen lässt und exakt da ansetzt zu komprimieren. Wer es nun noch schafft innezuhalten, sich selbst zu stoppen und bewusste Momente – zum Beispiel bei einem Spaziergang – zu generieren, der ist auf dem richtigen Weg.

Wer sich entschleunigen will, der lernt von Kindern!

Bitte, von Kindern als Erwachsener lernen? Ja, absolut richtig. Wer ein Kind beobachtet, der wird feststellen, sind sie bei der Sache, sind sie zu 150 Prozent fokussiert. Konzentration auf allen Kanälen. Das aber eben nicht in einer Form, die sie stresst. Sie lassen sich in den Prozess fallen, gehen darin auf, um dann, wenn der Vorgang beendet ist, sofort loszulassen. Wer nicht fokussiert ist, erledigt Arbeiten halb und schleppt sie danach weiter mit sich rum. Das halbfertige „Produkt“ bleibt haften, zieht sich durch den Tag.

Wieso ist Entschleunigung wichtig und richtig?

Wer immer unter Hochdruck operiert, der wird schnell an den Punkt kommen, wo sich der Körper und der Kopf weigern, der Pace standzuhalten. Das Leben ist vollständig digitalisiert und wir müssen selbst versuchen, uns in Ruhezeiten auf analog zu stellen. Smartphones, Tablets, Notebooks, Netbooks oder das Wlan TV – Datentransfers dominieren uns auch im heimischen Umfeld. Die Work-Life-Balance ist völlig aus dem Gleichgewicht geraten und das durch die Omnipräsenz. Abschalten um abschalten zu können – so lautet die Entschleunigungsdevise. Wer sich so entschleunigt, der wird feststellen, dass er zu Arbeitszeiten konzentrierter ist, dass er das Private mehr genießt und in der freien Zeit die eigenen Akkus wieder perfekt aufladen kann.

Entschleunigung in Thailand