Das Kerzen Festival in Ubon Ratchathani
und das „Tak Bat Dok Mai“-Festival bei Saraburi
Das Kerzen Festival ist ein sehr traditionelles, in ganz Thailand berühmtes, außerordentlich farbenfrohes Event. Es findet im Nordosten Thailands, in Ubon Ratchathani (Provinz Isan) am und um den Thung Sri Mueng Tempel statt und ist gleichzeitig die größte religiöse Zeremonie der Stadt. Der Tag markiert auch den Rückzug der buddhistischen Mönche ins Retreat zu Beginn der Regensaison.
Vor der Zeremonie werden tagelang riesige Kerzenskulpturen hergestellt, oft von Künstlern, die mit den teilnehmenden buddhistischen Tempeln assoziiert sind. Diese Kerzen werden dann in feierlicher Prozession durch die Stadt geleitet; jeder Kerzenwagen gekrönt von einer kunstvoll gekleideten Thai. Dabei repräsentiert jede Kerze einen lokalen Tempel, eine religiöse Einrichtung oder eine andere Glaubensorganisation. Begleitet werden die Wägen von Tänzern und Musikern in traditionellen Kostümen. Anschließend findet eine Prämierung der ausgefallensten Wachsskulpturen statt, die dann noch länger von der Öffentlichkeit besichtigt werden können. Eingebettet ist das Festival in eine meist tagelang andauernde Reihe von kleineren Festen, Konzerten und Ritualen der buddhistischen Gemeinden.
Die Kerzen bringen Licht in die Klöster der zurückgezogenen Mönche
Das für Ubon Ratchathani typische Kerzenfest markiert den Beginn einer wichtigen Phase innerhalb der buddhistischen Kalenders, die überall in Thailand eingehalten und gewürdigt wird. Es wird am „Asalha Puja“-Tag begangen, genau 24 Stunden vor einem weiteren buddhistischen Feiertag, der auf Thai „Khao Phansa“ genannt wird, was soviel heißt wie „Beginn der Regenzeit“.
Khao Phansa fällt immer auf den ersten Tag des abnehmenden Mondes des achten Monats im thailändischen Lunisolarkalenders. Mit diesem Tag beginnt die dreimonatige Regenzeitklausur („Pāli vasso“), während der die buddhistischen Mönche ihre Tempel zumindest über Nacht nicht mehr verlassen. Nur wenn es absolut nötig werden sollte, können sie für maximal eine Woche außerhalb reisen.
Gleichzeitig nehmen junge Männer diesen besonderen Tag zum Anlass, um für einen begrenzten Zeitraum selbst ins Kloster einzutreten, ohne sich dabei aber als Mönch auf Lebenszeit zu verpflichten. Dennoch wird so ein Rückzug vom Alter oft mit speziellen Ordinationsfeierlichkeiten ritualisiert. Um diese Phase innerer Einkehr und Verzicht aufs Alltagsleben zu umschreiben, wird Pāli Vasso auch manchmal als buddhistische Fastenzeit bezeichnet. Die ordinierten Mönche selbst halten sich in dieser Zeit aber nicht an bestimmte Ernährungsrituale.
Der dreimonatige Rückzug hat einen so spirituellen, wie handfesten historischen Hintergrund. Zur Regenzeit beginnen auch die jungen, zarten Reispflanzen auf den Feldern zu sprießen, die dann besonders empfindlich sind. In dem die jungen Mönche (und Männer) für diesen Zeitraum auf das Herumwandern verzichten und ihre Tempel und deren unmittelbare Umgebung nicht über Nacht verlassen, schonen sie die Felder und bringen ihren Respekt vor diesem Wunder der Natur zum Ausdruck.
Gleichzeitig bietet dies jungen Mönchen die Gelegenheit, sich in die Gemeinschaft einzuleben, mit den tempel-spezifischen Alltagsritualen vertraut zu machen und ihre Pflichten zu üben. Ein weiterer, ganz pragmatischer Grund ist nach Meinung vieler Ethnologen auch, dass es die Regenzeit den Mönchen das Reisen körperlich erschwerte und nicht ohne Risiko für ihre Gesundheit blieb. Die Festlegung auf diese drei Monate spirituellen Rückzugs erlaubte ihnen, die Gläubigen nicht zu enttäuschen und sich dabei die Mühsal nasser Wanderungen zu ersparen.
Ubon Ratchathanis Kerzenfest ist nur eine der vielen Arten, Asalha Puja zu feiern, das Fest zum Gedenken an die allererste Rede Buddhas nach seiner Erleuchtung. Allen der an verschiedenen Orten in Thailand immer anders zelebrierten Rituale ist gemeinsam, dass Buddhisten den Tempeln manchmal riesige, meterhohe Kerzen spenden, die den Mönchen während ihres langen Innenaufenthaltes Licht spenden sollen. Gleichzeit sind viele Gläubige davon überzeugt, dass das Licht der Kerzenspende auf sie zurück reflektiert, ihnen Weisheit und Erleuchtung schenken wird.
Wo immer man als Backpacker in Thailand also gerade unterwegs ist, auf die eine oder andere Art gibt es auch in den kleinsten Gemeinden eine rituelle Darbietung dieser symbolischen Lichter, die den Mönchen ihre Monate des Rückzugs erhellen und die Tempel freundlicher gestalten sollen. An vielen Orten kommen noch weitere Gaben an Alltagsgenständen hinzu, die die Mönche in dieser Zeit gebrauchen könnten. Es lohnt sich, einmal bei Touristeninformationen oder lokalen Restaurants nachzufragen, ob man einer solchen Zeremonie beiwohnen kann.