Ordnungshüter in Thailand
Sehen streng aus, können auch streng werden: Thailändische Ordnungshüter
Vom Umgang mit Polizei und Touristenpolizei
Im Zweifelsfall hilft die Polizei (fast immer) weiter
Wer bei der thailändischen Polizei Hilfe sucht, wird (solange er oder sie im Recht ist) generell auf hilfsbereite und professionelle Gesetzeshüter stoßen. Allerdings gibt es auch hier ein paar Verhaltensregeln und Tipps, falls man mal mit einer Ausnahme dieser Regel konfrontiert wird. Grundsätzlich sollte man, anders als vielleicht in Deutschland, einen thailändischen Polizisten nicht „pro-aktiv“ anlächeln oder versuchen, mit ihm Small Talk zu machen. Natürlich kann man nach dem Weg oder um Rat fragen; zu einem Schwätzchen aber sind thailändische Polizisten nicht aufgelegt.
Ebenfalls ist es keine gute Idee, durch exzessive Lautstärke oder offensichtliche Trunkenheit unangenehm aufzufallen. Hier sind die Schmerzgrenzen oft erstaunlich niedrig, bevor man angehalten und zu einem Drogentest gebeten wird (zu Drogen in Thailand mehr Infos weiter unten)
Grundsätzlich gilt, wie immer im Umgang mit Thailändern: selber höflich bleiben und sich so vernünftig wie möglich verhalten, auch wenn es in der Hitze des Moments schwer fällt. Vor allem sollte man niemals seine Stimme gegen einen Polizisten erheben, diesem Vorwürfe machen oder Drohungen aussprechen. Ist man im Unrecht und weiß es auch, kommt man als Tourist extrem selten mit einer gnädigen Ermahnung weg – meist wird an Ort und Stelle eine (manchmal nicht ganz nachvollziehbare) Geldstrafe festgelegt und eingezogen. Diese sollte man in jedem Fall sofort zahlen, auch wenn es ärgerlich ist oder willkürlich wirkt – der andernfalls so gut wie immer anstehende Gang zum Polizeirevier wird sehr viel teurer und unangenehmer.
Ebenfalls schwer zu schlucken ist die Tatsache, dass thailändische Polizisten im Falle eines unklaren Sachverhaltes eher auf Seiten der involvierten Thailänder stehen werden – auch wenn die Touristenpolizie (hierzu komme ich gleich noch) angehalten ist, sich so objektiv wie möglich zu verhalten. Ist dem so, nützen Wutanfälle oder gebetsmühlenartiges Wiederholen des Tathergangs gar nichts; man sollte es einfach akzeptieren, solange nicht gestohlene Gegenstände zur Debatte stehen, die noch im Besitz des Beschuldigten sein könnten.
Im Zweifelsfall immer dazu bitten: Die thailändische Touristenpolizei
Die staatliche Polizei wird relativ schlecht bezahlt, auch wenn die Militärregierung dies sukzessive ändern will. Natürlicherweise hat sich deshalb eine ganze Industrie der Korruption herausgebildet: Läden zahlen Schutzgelder (werden dafür aber auch tatsächlich beschützt), Bordelle „Kommissionsgebühren“ und längst nicht alle eingenommenen Strafgelder finden ihren Weg in die öffentliche Kasse. Dieses System funktioniert gut und tangiert rechtschaffene Touristen nicht sonderlich. Im Gegenteil sind die lokalen Geschäfte meist tatsächlich dankbar für den „Extra-Service“ und behandeln die Polizei mit Respekt. Solange man als Tourist das Gleiche tut, werden sie jederzeit mit Schutz und Hilfe zur Seite stehen.
Neben den offiziellen Rechtshütern gibt es noch die sogenannte „Touristenpolizei„. Sie ist nicht vom Staat eingeschworen, sondern besteht aus meist aus einer Mischung von Thai, die vor Ort leben und eingebürgerten Ausländern. Ihre Befugnisse variieren von Ort zu Ort. Überall allerdings sprechen sie gutes Englisch und sehen es als ihre Aufgabe, speziell Touristen aus der Klemme zu helfen und zu vermitteln, wenn man sich mit der Polizei nur schlecht verständigen kann, ungerecht behandelt fühlt oder einem Betrugsversuch („Scam“) aufgesessen ist. Im Zweifelsfall ist es immer eine gute Idee, auch die Touristenpolizei anzurufen. Ihre Nummer ist national die 1155; ich persönlich habe sie immer im Kurzwahlspeicher meines Handys.
Über „special fees“ und andere Notfallmaßnahmen
Dies vorausgeschickt gibt es tatsächlich Polizisten, die durch und durch korrupt sind – und hauptsächlich Touristen auf dem Kieker haben. Umgekehrt versuchen selbstverständlich viele Touristen, bestimmte Situationen (etwa einen Urintest oder die Mitnahme zur Wache mit Übernachtung) durch ein Bestechungsgeld abzuwehren. Natürlich ist dies illegal. Hat man aber das Gefühl, um einen Obulus nicht herum kommen zu können, sollte der Vorschlag so subtil wie möglich formuliert werden – Angebote einer „special-fee“ oder einer „on-the-spot-fine“ sind sinnvoller, als mit Banknoten zu wedeln. Allerdings: Es gibt auch Polizisten, die dieses Ansinnen komplett ablehnen und mit doppelter Härte darauf reagieren – hier hilft nur ein guter Instinkt.
In jedem Fall sollte der Vorgang mit dem Gefühl vor sich gehen, dass mit dieser Zusatzsumme auch der Ausdruck von Respekt für die Autorität des Empfängers einhergeht – Kumpelhaftigkeit ist absolut fehl am Platz.
Im Bezug auf die Höhe des speziellen Honorars gibt es nur Richtwerte. Es sollte in etwa der tatsächlichen Strafgebühr entsprechen, sprich das Doppelte ergeben; und natürlich erwartet man keine Quittung.
Die meisten Verkehrsvergehen kosten zwischen 200 und 500 Baht. Der „reguläre“ Weg zum Vergleich: Man akzeptiert das Ticket, macht sich auf den Weg zur Polizeistation, muss diverse bürokratische Prozesse über sich ergehen lassen und löhnt dann nach ein paar Stunden eben diese Summe. Übrigens: Da Polizisten zum Anfang des Monats gezahlt werden, sind sie zum Ende hin oft besonders empfänglich für eine generelle Honorierung ihrer Leistung – aber eben auch besonders scharf auf eine Aufbesserung des Gehalts.
Vor allem wer aus einem Nachtclub kommt, wird gerne mal angehalten und nach Drogen untersucht – selbst wenn es dazu keinen offensichtlichen Anlass gibt. Einige Polizisten hoffen zwar darauf, etwas zu finden und entsprechend abkassieren zu können (und dabei kann es sich um ein enormes Geschäft handeln, schließlich steht auf den Besitz von Drogen in Thailand die Todesstrafe). Kooperiert man jedoch bereitwillig und mit einem Lächeln, wird das Ganze friedlich von statten gehen und man kann unbescholten seiner Wege gehen – untergeschoben wird einem nichts.
Die neue Militärregierung hat sich explizit auf die Fahne geschrieben, mit der Bestechungskultur innerhalb der Polizei aufzuräumen. Manche Beobachter sagen allerdings, dass dies eher zu einer Torschlusspanik geführt habe und die Gesetzeshüter die ihnen noch verbleibende „Gnadenfrist“ nun erst recht auszureizen versuchen.
Tipp für den Notfall
Bevor man die Touristenpolizei unter 1155 wählt, sollte man versuchen, sich exakt bewusst zu machen, wo man sich befindet, um den eigenen Standort genau beschreiben zu können. Straßennamen und Hausnummern, markante Gebäude oder Shops und Bars sind hilfreiche Details.