Erreger und Parasiten im Urlaub
Autsch…Egel…
Natürlich kriechen einem mitten in Bangkok keine Egel entgegen. Aber fast überall in der thailändischen Natur sind sie tatsächlich anzutreffen, vor allem während der Regenzeit, im Regenwald und den Nationalparks trifft man auf diese kleinen Vampire.
Dockt einer an, ist er zunächst oft nicht zu sehen (oder zu spüren), denn im hungrigen Zustand sind die Egel oft nur ein paar Millimeter bis zu einem Zentimeter lang und sehr dünn. Nur bei genauem Hinschauen kann man beobachten, wie sie sich vom Blatt der warmen Haut entgegenstrecken. Das ändert sich allerdings schlagartig, wenn sie mit Blut vollgepumpt sind.
Wenn sie spätestens dann auch Ekel erwecken, sind sie doch größtenteils harmlos. Einfach an ihnen reißen sollte man allerdings nicht, um sie loszuwerden. Wesentlich besser eignet sich dafür Salz, Essig, glimmende Zigarettenglut, ein Feuerzeug oder hochprozentiger Alkohol.
Gibt es nun Malaria in Thailand oder nicht?
Viele Ärzte empfehlen nach wie vor, vor dem Thailand Urlaub eine Malaria-Prophylaxe einzunehmen. Tatsache ist aber, dass Malaria-Fälle sich in Thailand auf die wirklich abgelegenen Gegenden beschränken. Nur zum Vergleich: Im Jahr sterben etwa 650 Menschen an Malaria; genauso viele kommen in einer Woche während der Neujahrsfeierlichkeiten bei Verkehrsunfällen ums Leben.
Ein guter Arzt mit Tropenerfahrung greift nicht gleich nach dem Rezeptblock, wenn er von einer Thailand-Reise erfährt. Er fragt erst nach
• dem genauen Reiseziel innerhalb Thailands (urban oder ländlich, Zugang zur medizinischen Einrichtungen etc.)
• der Art des Reisens (Backpacking, Flashbacking oder 5-Sterne-Luxusreise)
• der Reisedauer
• der Reise-Saison (Regenzeit oder Trockenperiode)
• der Patientenbereitschaft, die Nebenwirkungen mitzutragen
bevor er oder sie etwas verschreiben. Er wird außerdem erläutern, dass Dengue-Fieber in Thailand wesentlich verbreiteter ist als Malaria – doch dazu später mehr (oft wird diese viel häufiger auftretende Erkrankung ignoriert, da es gegen sie kein präventives oder behandelndes Mittel gibt und sie deshalb für die Pharmaindustrie an diesem Punkt uninteressant ist).
Achtung: Der Wirkstoff Doxycyclin, der von der WHO und der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit e. V. (DTG) zur Malariaprophylaxe empfohlen wird, führt nicht nur zu einer erhöhten Sonnenempfindlichkeit, sondern kann auch die Pille (Empfängnisverhütung) unwirksam machen. In Deutschland gibt es keine zugelassenen Fertigarzneimittel, die Doxycyclin enthalten. Wer dann in Thailand oder auf der Reise dorthin doch noch auf die Idee kommt, eine Malariaprophylaxe nachholen, bekommt allerdings sehr wohl doxycyclinhaltige Medikamente verschrieben – oft, ohne um diese speziellen Nebenwirkungen zu wissen.
Allerdings bedeutet dies natürlich auch, dass es dennoch zu Malariaerkrankungen in Thailand kommen kann. Wer allerdings einige, wenige Vorsichtsmaßnahmen trifft, kann einer Erkrankung so gut wie immer vorbeugen, ohne teure Medikamente mit nicht vorhersehbaren und teils die Reiselust erheblich störenden Nebenwirkungen zu riskieren. Die meisten in Thailand lebenden Ex-Pats nehmen nicht regelmäßig eine Malaria-Prophylaxe und werden dennoch nicht überdurchschnittlich häufig krank.
Malaria wird von Moskitos übertragen. Einige Formen der Malariaerkrankung enden häufig tödlich, vor allem die Plasmodium falciparum, wenn sie nicht unmittelbar behandelt wird. Andere können den Körper wieder und wieder befallen, oft über Jahrzehnte. Die Symptome zeigen sich etwa vierzehn Tage nach dem Moskito-Stich und bestehen aus hohem Fieber, abwechselndem Schüttelfrost und hohem Fieber, meist großer Übelkeit und Erbrechen. Sollte man diese Symptome auch nur in schwacher Form an sich bemerken, ist ein sofortiger Arztbesuch anzuraten.
Auch Anti-Malaria-Medikamente sind nicht zu 100% wirksam; ganz geschützt ist man also nie. Allerdings verschaffen sie dem Erkrankten in jedem Fall mehr Zeit, um rechtzeitig professionelle, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Vorsichtsmaßnahmen gegen Malaria
Auch wenn Thailand kein Malaria-Krisengebiet ist, nutze ich beim Thailand Urlaub eine Reihe von Vorsichtsmaßnahmen – vor allem, da ich grundsätzlich von allem gestochen werde, was gerade so herum fleucht.
Mobile Moskitozelte sind immer eine gute Idee und passen in jeden Rucksack. Zusätzlich sollten sie immer mit Permethrin imprägniert werden, einer synthetischen Variante des organischen Insektizides Pyrethrum. Dieses Kontaktgift schadet Menschen nicht, tötet Moskitos & Co. aber sofort nach der Berührung. Auch Kleidung und Socken können damit behandelt werden.
Ich bin außerdem dazu übergegangen, in Risikogebieten einen DEET-beinhaltenden Insektenschutz zum Aufsprühen auf die Haut zu nutzen. DEET ist nicht unumstritten und sollte nur sparsam verwendet werden; jeder muss selbst entscheiden, ob er oder sie diese „Chemiekeule“ einsetzen möchte.
In jedem Fall hilft es, lange Hosen und Ärmel zu tragen – vor allem in der Morgen- und Abenddämmerung. Allerdings sollten diese nicht dunkel und schwer sein. Wenn möglich, schlafe ich in abgelegenen Gegenden nicht in Hütten oder Bungalows mit offenen Fenstern. Achtung: Plumpsklos sind echte Moskitostationen. Auch Duschen mit Wassersammelbecken, also keinem echten Ablauf, sind für Moskitos sehr attraktiv. Außerdem schlafe ich in Risikogebieten ebenfalls immer im langen Pyjama.
Vor der Reise nach Thailand schaue ich bei der Webseite des US Centre for Disease Control (CDC) vorbei, die ihre Malariawarnungen regelmäßig aktualisieren und außerdem eher übervorsichtige Einschätzungen abgeben. Momentan (und auch schon einige Zeit lang) wird dort vor Malaria nur in ländlichen Gegenden gewarnt, die an Kambodscha, Laos und Burma grenzen. In Städten und großen Touristengegenden sieht das CDC keine Gefahr, speziell nicht in Bangkok, Chiang Mai, Chiang Rai, Pattaya, auf Phuket oder Ko Samui (weitere Infos).
Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt Infos raus . Ihrer Einschätzung nach (die allerdings immer extremst konservativ ist) besteht ein latentes Malaria-Risiko das ganze Jahr über in Regenwäldern, Wäldern und hügelig, bewaldeten Gegenden, sowie ebenfalls vor allem in den Grenzgebieten. Die Städte und Touristen-Resorts stuft die WHO ebenfalls als ungefährlich ein. Allerdings nimmt sie einige Inseln mit auf ihre Risikoliste – wer genaueres wissen möchte, surft einfach bei der WHO vorbei.
Mit anderen Worten: Wer sich hauptsächlich in den Touristengegenden aufhält, die dort immer angebotenen Malariazelte nutzt, diese vielleicht noch nach-imprägniert, außerdem einen Mückenschutz aufzutragen bereit ist, sich vernünftig anzieht und nicht nackt schläft, braucht wahrscheinlich keine Prophylaxe.
Wer hingegen einen Großteil seiner Thailand Reise in abgelegenen Gegenden verbringt, sich viel in Grenzgebieten aufhält, ein Moskitonetz für zu umständlich hält, Mückenschutz nicht verträgt oder nicht auftragen möchte und mehrere Tage in Sümpfen und im Regenwald verbringen wird, hauptsächlich in Shorts und luftig bekleidet, der sollte über eine Malaria-Prophylaxe für seinen Thailand Urlaub nachdenken.
Das Denguefieber – die unterschätzte Krankheit
Auch das Denguefieber ist eine tropische Viruserkrankung, die durch Mücken übertragen wird und zumindest sehr unangenehm werden kann. Im Gegensatz zu Malaria ist Denguefieber eine tatsächlich allgegenwärtige Gefahr für Thailandreisende, vor allem wenn sie im Backpacking-Style unterwegs sind. Der Dengue-Virus wird in Thailand hauptsächlich über die beiden Mückenarten Aedes aegypti und Aedes albopictus übertragen. Meist greifen diese bei Morgendämmerung an. Man kann sie an den weißen Streife auf ihren Beinen erkennen. Sie haben es gerne dunkel und kühl und halten sich deshalb bevorzugt unter Betten oder in Schränken auf. Dengue-Fieber bricht etwa vier Tage nach der Infektion aus.
Die Symptome sind zunächst Appetitlosigkeit, dann ein plötzlich einsetzender, stechender Kopfschmerz, Rückenschmerzen, besonders intensive Augenschmerzen, Muskelziehen und hohes Fieber. Viele Menschen werden auch von einem den ganzen Körper bedeckenden Ausschlag betroffen, der dann noch einige Zeit zum Abheilen braucht. Sollte man auf der Thailand Reise eines oder mehr dieser Symptome bei sich bemerken, ist ein sofortiger Arztbesuch anzuraten. Lieber lässt man sich einmal mehr behandeln als zu spät. Vor allem ist ein Bluttest angesagt, um das Dengue-Fieber überhaupt zweifelsfrei festzustellen.
Für das Denguefieber gibt es keine Vorsorge oder Prohylaxe und auch keine Behandlung, die die Infektion selbst stoppt. Deshalb wird es auch so wenig diskutiert; es gibt schlicht keine pharmagesteuerte Informationspolitik. Tödlich verläuft das Denguefieber zwar nicht oft (meist bei vorher erheblich geschwächtem Immunsysem) – man muss es einfach durchstehen. Es wird nicht umsonst auch Siebentage-Fieber genannt, denn nach genau einer Woche bis zu zehn Tagen ist der Spuk meist vorbei. In dieser Zeit sollte man sich sehr schonen und in jedem Fall das Bett hüten. Wer kann, sollte aus dem Hostel in ein Hotel umziehen, wo sauberes Wasser gewährleistet ist.
In manchen Fällen ist die Gefahr einer Dehydrierung auch so groß (vor allem bei Alleinreisenden, die niemand „pflegt“), dass ein bis zwei Tage im Krankenhaus am Tropf die beste Option sind. Die Kosten sind überschaubar und die Genesung läuft wesentlich schneller und einfacher. Ich selber würde mich im Fall einer Erkrankung an Denguefieber in Thailand immer sofort in ein Krankenhaus bewegen. Dort können täglich Bluttests vorgenommen, die Thrombozytenzahl kontrolliert und mein Allgemeinzustand wesentlich besser eingeschätzt werden.
Will man die Sache selbst durchstehen oder ist kein Hospital in der Nähe, gibt es einige mögliche Gegenmaßnahmen, um die Symptome zu lindern. Schmerz- oder Fiebertabletten können zu hohes Fieber senken. Allerdings sollte man auf Aspirin, Ibuprofen und andere Wirkstoffe verzichten, die gleichzeitig das Blut verdünnen – dies kann die Gesamterkrankung noch verschlimmern. Medikamente zur Muskelentspanung können die Muskelschmerzen verbessern.
Verhindern lässt sich eine Ansteckung per Mückenbiss mit denselben Präventionsmethoden wie bei Malaria beschrieben. Mit einer Ausnahme: Dengue-Mücken treten in Thailand auch in Städten und touristisch hoch erschlossenen Gebieten auf.
Ich zünde deshalb immer, egal wo in Thailand ich bin, abends 30 Minuten vor dem Einschlafen eine Moskito-Spirale an, die es fast überall zu kaufen gibt – natürlich in sicherer Entfernung vom Netz und allen anderen brennbaren Materialien! Ich verlasse dabei das Zimmer, den man sollte die verströmenden Gase so selten wie möglich selber einatmen. Einige Forscher beziffern den Formaldehyd-Ausstoß einer Moskito-Spirale auf das Äquivalent von 50 Zigaretten – es geht hier also um eine Risikoabschätzung, die jeder selber treffen muss. Nach einer halben Stunde lüfte ich deshalb nochmal durch, bevor ich ins Bett gehe. Allerdings: Hätte ich Kinder oder Menschen mit schon angegriffenen Bronchen oder Lungen dabei, würde ich diese Sicherheitsmaßnahme weglassen!
Außerdem versuche ich bei aller Tierliebe restlos jede Mücke zu töten, die ich sehe – egal, ob sie weiß gestreift ist oder nicht.
Auch nach einem einmaligen Denguefieber-Ausbruch bleibt man nicht notwendigerweise von einer abermalige Erkrankung verschont. Das liegt an der Vielfalt der verantwortlichen Viren, von denen es vier Arten gibt: DENV 1, DENV 2, DENV 3 und DENV 4. Ist man immun gegen eines, ist man noch nicht immun gegen alle.
Der Zika Virus in Thailand
Den Weg ins öffentliche Interesse hat der Zika Virus durch seinem Ausbruch im Jahr 2015 in Brasilien gefunden. Seitdem hat er sich rasant vermehrt und wurde in 52 Ländern entdeckt. Tatsächlich gehen Tropen-Experten aber davon aus, dass der Zika-Virus in Südostasien bereits seit etwa 40 Jahren sein Unwesen treibt, auch wenn es dort nie zu einem großen (medienwirksamen) Ausbruch gekommen ist.
Dennoch: Besonders Schwangere sollten auf einer Thailand-Reise extrem sorgfältig auf Prophylaxe-Maßnahmen achten. Denn während der Zika Virus bei Erwachsenen ähnlich wie das Dengue-Fieber verläuft, kann er im Gegensatz zu diesem für ungeborene Kinder höchstwahrscheinlich eine Gefahr darstellen. Noch ist der genaue Zusammenhang zwischen einer Zika Infektion und Geburtsdefekten nicht abschließend geklärt. Das er aber besteht, daran herrscht inzwischen wenig wissenschaftlicher Zweifel. Wer ganz sicher gehen will, reist nicht schwanger nach Thailand. Das allerdings stellt schon eine extreme Vorsichtsmaßnahme dar. Wichtig ist einfach nur, in den Präventivmaßnahmen zum Mückenschutz nicht nachlässig zu werden. Nach der Rückkehr können Vorsichtige auch einen entsprechenden Bluttest machen, um eine noch nicht ausgebrochene Infektion zu erkennen.
Weiterführende Links
WHO
CDC Malaria
Gesundheitsvorsorge bei der Reise nach Thailand
Titelbild: Dick Culbert