Das buddhistische Phi Ta Khon Festival…und ein kleiner Blick in den Nord-Osten Thailands
Phi Ta Khon findet traditionell nur in Dan Sai (Loei Provinz, Isan) statt. Nicht immer wird es im Juni ausgetragen, in jedem Fall aber zwischen März und Juli. Das genaue Datum legen die spirituellen Mediums der Stadt Dan Sei fest. Tatsächlich ist Phi Ta Khon auch nur Teil eines größeren, buddhistischen Festes namens Bun Luang.
Seine Inspiration zieht die Phi Ta Khon Prozession (manchmal auch als Geister-Festival bezeichnet) von einem in Thailand wohlbekannten buddhistischen Märchen; genauso wie jenes ist sie lebendig und vor allem ungeheuer farbenprächtig, was den unzähligen bunten Kostümen und charakteristischen, hohen Masken zuzuschreiben ist. Diese sollen verschiedenartige Geister darstellen, die ein heiliges Buddhabild begleiten. Gleichzeitig finden Maskenwettbewerbe und viele Tänze statt, an denen teilzunehmen absolut jeder willkommen ist.
Ein integraler Bestandteil des Festes ist außerdem die oralen Weitergabe buddhistischer Legenden durch die hier lebenden Mönche, die dem Publikum die Geschichte von Buddhas letzter, großer Reinkarnation nacherzählen, bevor er Erleuchtung erlangte.
Wer kann, sollte alle drei Festtage mitfeiern
Am ersten (Versammlungs-)Tag wird das Geisterfest gefeiert; es wird auch Wan Ruam genannt. Die Einwohner der Stadt beschwören den Schutz von Phra U-Pakut, den Geist des Mun-Flusses. Außerdem findet die Haupt-Prozession statt, die von Trommeln und lautem Glockenschlag begleitet wird. Sie soll an die Geschichte Buddhas erinnern, der in einem seiner früheren Leben als Prinz auf eine lange Reise aufbrach und schließlich für tot gehalten wurde. Die Feiern bei seiner unerwarteten Rückkehr waren so wild und lärmend, dass sie die Toten aufweckten (so jedenfalls will es die Legende).
Die Prozession zieht ihrem Ziel, dem Wat Pho Chai Tempel, nur langsam entgegen. Immer wieder springen Maskierte lachend in die Menge, necken die Frauen und erschrecken die Kinder (die dies kreischend sehr genießen). Am zweiten Tag stehen selbstgebastelte Raketen im Mittelpunkt, die den Regen zur Erde locken sollen, zudem weitere Kostümvorführungen und Tanzwettbewerbe.
Am dritten und letzten Tag geht es dann etwas ruhiger zu: Die Einwohner (und Thailand Reisenden) sammeln sich um die buddhistischen Mönche und lauschen der zentralen Legende des Festivals, der Vessantara Jatarka, die von Buddhas letzter Inkarnation als dem wohltätigen König Vessantara erzählt.
Wer allerdings ein wenig tiefer in die Historie Thailands eintaucht, stellt fest: Das Phi Ta Khon hat es bereits vor dem Siegeszug des Buddhismus in Thailand gegeben. Ähnlich wie unser christliches Weihnachtsfest ein Nachfahre der geweihten Nächte der Wintersonnenwende ist („Weihnachten“, um kurz abzuschweifen, kommt von ze den wihen nahten, zu den heiligen Nächten, dem Winterfest der Germanen vom 26. Dezember bis 6. Januar) und quasi zur leichteren Verdaulichkeit schlussendlich auf dieses schon gekannte Datum fiel, haben auch die Buddhisten sich einen uralten Feiertag zu eigen gemacht.
Denn die dargestellten Riten, Prozessionen und Kostüme sind genauso Fruchtbarkeitssymbole, die zurückgehen auf vor-buddhistische Zeiten, in denen die Einwohner ihre ganz speziellen, regional beheimateten Götter zu befrieden versuchten, um so eine gute Ernte zu gewährleisten. In Loei ist die Landwirtschaft das Rückgrat der Wirtschaft (und war es auch immer schon). Deshalb sind die Fruchtbarkeit der Felder und günstige Wetterverhältnisse entscheidend – vor allem im Juni und Juli, in denen die alles entscheidenden Reispflanzen gesetzt werden…passenderweise werden deshalb auch die bunten Masken ganz und gar aus Abfallprodukten der Reispflanze und aus dem ebenfalls in der Gegend wachsenden Bambus gefertigt.
Schaut man sozusagen hinter die Maske, werden die archaischen, animistischen Wurzeln des Festes ebenfalls ganz deutlich: denn zwischen den bunt gekleideten Gestalten der Prozession finden sich immer auch einige vor Schlamm starrende Gruppen. Die sie bedeckende Erde sollte nicht etwa getrocknet, sondern idealerweise noch saftig feucht und so klebrig wie möglich sein. Ganz klar symbolisieren sie die Feier vitalen, die Pflanzen optimal versorgenden Humus. Die so Eingeriebenen haben aber auch eine diebische Freude daran, Zuschauern so nah wie möglich zu kommen und Tropfen ihres Matsches mit einer herzlichen Umarmung zu „vererben“.
Auch aus Gräsern und Zweigen geflochtene Büffel werden während der Prozession dargeboten – das traditionelle Zug- und Nutztier der thailändischen Landwirtschaft. Diese werden auf Pflüge aufgesetzt, die so über die Straßen rollen. Doch das aller offensichtlichste Symbol der Fruchtbarkeit ist der ebenfalls allgegenwärtige Phallus – den man oft auf den ersten Blick gar nicht erkennt, wenn die Prozessierenden ihn durch die Luft schwenken.