Thailand – wie ist es um das Bildungswesen im „Land des Lächelns“ bestellt?
Wenn wir vom Bildungssystem in Thailand sprechen, so müssen wir zuerst einmal festhalten, dass sich das Land doch recht deutlich von den Nachbarländern in Südostasien – Myanmar, Malaysia und auch die Philippinen – abhebt. Primär sind die Einrichtungen zur Bildung der jungen Thai staatlich aufgestellt. Die privaten Institutionen halten sich in recht überschaubaren Grenzen – und sie sind recht teuer. Was für uns also eine reine Selbstverständlichkeit ist, staatliche Bildungseinrichtungen, ist in Asien eigentlich nicht sonst nicht die Normalität. Da hatte man sich stark am englischen Vorbild orientiert, wo im Bereich der Bildung auch sehr viel privatisiert läuft. Finden Sie in Thailand Privatschulen, dann sind es entweder ausländische Schulen oder Schulen, die der speziellen Ausbildung im Bereich der Sprachen – vorzugsweise Englisch und tatsächlich auch Deutsch – dienen.
Thailand – das Bildungssystem im Wandel der Zeiten
Über viele Jahrhunderte hinweg war es den Mönchen und den buddhistischen Klöstern vorbehalten, die Bildung vorzunehmen. Sie waren die zentralen Bildungsstätten. Erst im 20. Jahrhundert hat sich das in Thailand gravierend verändert. Dabei wurde das staatliche Bildungswesen im „Land des Lächelns“ in der Regierungszeit von König Chulalongkorn (1868 bis 1910) in Thailand etabliert. Den Klöstern wurde im Zuge der Umstrukturierung ihr Platz zugewiesen und statt die generelle, allumfassende Ausbildung vorzunehmen, dienen sie nur noch dem Zwecke des religiösen Unterrichts. Wenn Sie in Ihrem Thailand Urlaub nach Schulen oder Universitäten suchen, wo das religiöse Element und die Schule verbunden werden – wie es in Europa in konfessionellen Einrichtungen (Kindergärten, Schulen, Unis) häufiger anzutreffen ist – so werden Sie danach eher vergeblich (oder lange) suchen müssen.
Aber natürlich sind die Schulen in Thailand nicht konfessionslos. Dazu hat der Buddhismus einen zu hohen Stellenwert. Die Grundlagen der Religion werden selbstverständlich auch in den staatlichen Schulen als Religionsunterricht gelehrt. Ausnahme davon bildet Südthailand, wo man in einigen wenigen Provinzen eher auf eine muslimisch geprägte Bevölkerung trifft.
Sechs Jahre Grundschule als Kernausbildung in Thailand
Die Zeit des Besuches der Grundschule ist in Thailand auf sechs Jahre festgelegt. Die Grundschulen unterstehen der Verwaltung in den Kommunen und das Ganze gegen einen geringen Beitrag – nicht selten auch frei von allen Kosten für die Eltern. Die Schulpflicht in Thailand, die von im Alter von sieben Jahren beginnt und mit der Vollendung des 15. Lebensjahres endet, ist ebenso mit der Grundschule verknüpft. Doch auch Kinder, welche die Grundschule nicht bis zum 15. Lebensjahr bestehen, haben danach keine Schulpflicht mehr – wie in Deutschland auch, wo ebenfalls nur der Zeitrahmen, nicht aber das Bestehen Grundvoraussetzung ist.
Doch wenn Sie nun glauben, Sie bei Ihrem Urlaub in Thailand nur ältere Kinder in den Schulen, dann werden Sie massiv überrascht sein. Die Thai schicken Ihre Kinder schon mit drei oder vier Jahren in sogenannte Vorschulen und wenn sie in die Schule kommen, also die Grundschule, beherrschen Sie im Regelfall schon das Lesen und Schreiben. Zumindest die Grundlagen sind ausreichend vorhanden. Den Thai ist bekannt, wie wichtig eine gute Bildung für das spätere Leben ist. Und das machen Sie auch Kindern mit einem Handikap zugängig, denn es gibt ebenso – wenn auch eher wenige – Schulen, die speziell auf Kinder mit Behinderungen zugeschnitten sind. Blinde oder taube Kinder, Kinder mit geistigen Behinderungen oder gar mit Mehrfachbehinderungen sind nicht vom Schulbesuch ausgenommen.
Neben der Grundschule hat Thailand auch die sogenannten „weiterführenden Schulen“. Hier werden den Kindern Schulgänge von fünf oder sechs Jahren angeboten, über die sie sich für den Besuch von Colleges und Unis (rund 20 davon gibt es landesweit, die wie in Deutschland als gigantische Bildungsanstalten aufgebaut sind) oder Berufsschulen qualifizieren können.
Die herausragende – und größte – Universität Thailands ist die Ramkhamheng-Universität. Wenn Sie nun erwarten, hier auf ein alt-ehrwürdiges Gemäuer zu treffen und das nach englischem oder deutschem Vorbild, dann werden Sie sich getäuscht sehen. 1971 wurde das Bildungsinstitut gegründet. Die Chulalongkorn-Universität, die im Jahr 1917 gegründet wurde, gilt derzeit als die Uni mit dem besten Ruf in Thailand. Das erklärt es dann auch, dass die Abschlüssen an den Thai-Unis mit denen vergleichbar sind, die das amerikanische Modell – den Bachelor – darstellen. Hier gibt es in Thailand prinzipiell zwei generelle Stoßrichtungen: der Bachelor der Geisteswissenschaften (Bachelor of Arts) und den Bachelor der Naturwissenschaften (Bachelor of Science). Ganz wie nach dem amerikanischen Vorbild dauert es zwischen vier und fünf Jahren, bis die Thai den Abschluss in Händen halten. Doch schon zwei oder drei Jahren gibt es das (Vor)Diplom, mit dem sie sich als Assistenten in ihrem Studiengang ausweisen können. Ein sehr spannendes Modell.
Vom Bachelor zum Master oder Doktor in Thailand
Sind die Studenten erst einmal Bachelor, gibt es natürlich die Option, dass sie sich weiter qualifizieren. Hierzu werden die Post-Graduate Studiengänge durchlaufen, die ihnen ermöglichen, den Doktor oder den Master zu machen. Und hierbei wird es dann für deutsche Studenten interessant. Die Studenten hierbei sind weit freier, als dies vergleichsweise in Deutschland der Fall ist. Um sich den Master zu erarbeiten, dauert es rund ein bis maximal zwei weitere Jahre und bis zum Doktor sind es zwei, maximal aber vier Jahre. Sollte man an einer der wenigen Privat-Unis studieren und seinen Doktortitel erwerben wollen, muss man zur Prüfung zu einer staatlichen Uni, denn nur die sind prüfungszugelassen.
Thailand – die Berufsausbildung steht im Fokus
Wer denkt, Papier ist geduldig, was die Ausbildung angeht, der wird in Thailand sein „blaues Wunder“ erleben. Hier haben die Zeugnisse einen enormen Stellenwert und damit unterscheidet sich Thailand ganz gravierend von anderen Ländern Südostasiens und eigentlich sogar ganz Asiens. Nur die Zeugnisse weisen nach, dass der Inhaber des Papiers tatsächlich über mehrere Jahre eine der Berufsschulen besucht hat – und das zählt in Thailand. Und auch hier gibt es, wie nicht anders zu erwarten, mehrstufige Optionen für Schüler.
Das Certificate of Vocational Education bescheinigt, man hat für drei Jahre eine Berufsschule absolviert. Das ist die Basisstufe. Ein Higher Certificate of Vocational Education bescheinigt, dass insgesamt fünf Jahre absolviert wurden – also drei Jahre der Basisausbildung plus additionale zwei Jahre. Die „Krönung“ stellt dann das Advanced Certificate of Vocational Educationdar. Grundvoraussetzung: Man studiert als Schüler zwei oder drei Jahre und besucht im Anschluss daran die Berufsschule! Doch damit stehen beruflich viele, viele Türen offen.
Sonderstellung der reichen Thai
Und wie immer im Leben ist es das Geld, das den Unterschied ausmacht. Kann man es sich, wie die Königsfamilie von König Bhumiphol beispielsweise, finanziell erlauben, so schicken auch Thai ihre Kinder gerne auf ausländische Privatschulen und Unis. Der König zum Beispiel lernte – wie viele seiner Vorgänger aus der Dynastie – in der Schweiz. Bei den reichen Thai stehen derzeit die Privatschulen und privaten Unis in England hoch im Kurs. Haben die Kinder entsprechende Voraussetzungen, sind auch die renommierten Universitäten in den USA ein gerne angestrebtes Ziel der Upper-Class in Thailand.
Sprechen wir von „Sonderstellungen“, dann gilt es nicht die Inder in Thailand zu erwähnen. Von drei bis circa sechs oder sieben durchlaufen indische Staatsangehörige das Schulsystem der Thai, um dann zu Verwandten nach Indien geschickt zu werden, wo sie auf den eher englisch geprägten Schulen Indiens auf Privatschulen gehen. Wenn sie ihren Abschluss haben, meist so um das 20. Lebensjahr, kehren sie dann bestens ausgebildet nach Thailand zurück – stets sofern sich die Eltern das in dieser Form auch erlauben können.
Thailand – ausländische Schulen im „Land des Lächelns“
Wenn Sie planen, auch über Ihren Thailand Urlaub hinaus in Thailand leben zu wollen und Kinder haben oder planen, so können Sie auf ausländische Schulen zurückgreifen. Den größten Anteil haben selbstverständlich Schulen, auf denen in englischer Sprache unterrichtet wird. Doch es gibt auch deutschsprachige Schulen in Thailand. Natürlich sind das Privatschulen, für die man als Eltern bezahlen muss. Und hier ist es in der Regel so gehalten, dass neben einer einmaligen Aufnahmegebühr – bei der man sich nicht „knauserig“ zeigt – auch Schulgeld zum Tragen kommt. Und auch das Schulgeld ist „nicht von schlechten Eltern“, um es mal so auszudrücken. Als preiswert und Sonderangebote sind die Möglichkeiten der schulischen Ausbildung nicht zu verstehen.
Thailand – woran sind Kinder in staatlichen Schulen zu erkennen?
Wenn Sie erstmals in Thailand Ihren Urlaub verbringen, werden Ihnen sicherlich die Schuluniformen auffallen. Die sind, ganz anders als man denken könnte, nicht wirklich langweilig, sondern durch die Bank optisch ansprechend. Und Sie können an den Farbkombinationen erkennen, in welchem Alter befindet sich das Kind ungefähr, denn mit den Schuljahren wechseln auch die Uniformierungen. In der Form geht es dann auch weiter, denn selbst die Haarlängen sind in den staatlichen Schulen vorgeschrieben: für Mädchen bis zum Kinn, die Jungen müssen Kurzhaarfrisuren tragen. Einheitslook und das vom Scheitel bis zur Sohle, denn natürlich sind auch Schuhe und Socken vorgeschrieben. Da fällt das Singen der Hymne bei Hissen der Flagge kaum noch auf – aber auch das ist asiatischer Standard.