Wirtschaft in Thailand
Wirtschaft in Thailand – die neue Mittelschicht im Konsumrausch
Sprechen wir über die Wirtschaft in Thailand, so müssen wir auch den Blick auf die Geschichte werfen. Thailand ist – und war es schon zu Zeiten Siams – ein Wirtschaftsfaktor der Region. Seit Jahrhunderten ist der Handel einer der Grundpfeiler des Landes. In den alten Zeiten, damals gab es noch die Seidenstraße, war Siam intensiv in den Handel mit China, Indien und auch Japan eingebunden. Das hat seine Gründe selbstverständlich auch in der geographisch günstigen Lage des Landes. Viele Nachbarn stehen für regen Handel. Und diese alten Strukturen greifen selbst heute noch und wirken nach. Das Handelsvolumen mit Japan und China ist von großer Bedeutung für das „Land des Lächelns“. Hinzu kommen, wie nicht anders zu erwarten, Handelsbeziehungen zu den USA und in die EU, die Europäische Union.
Doch die thailändische Wirtschaft ist auch sehr fragil. Nach einem Boom in den Neunzigern gab es den Rückschlag zum ausgehenden 20. Jahrhundert. Der Baht kollabierte und mit dem IWF wurde versucht, eine Währungstabilisierung umzusetzen. Da kam es sehr unpassend, dass 2012 die Weltkonjunktur nachließ und diese Auswirkungen auch bis nach Thailand ausstrahlten. Und da heißt dann das Zauberwort: Binnennachfrage. Die aber sorgt jetzt für Sorgenfalten auf den so häufig lächelnden Gesichtern, denn sie zieht auch Haushaltsverschuldungen nach sich.
Die Mittelschicht auf dem Vormarsch in Thailand
In Thailand ist es nicht anders als in anderen asiatischen Ländern auch. In den Schwellenländern bildet sich eine Mittelschicht heraus, die ihr Heil im Konsumverhalten sucht. Da werden gerne und oft die Malls besucht, so lange es die Kreditkarte zulässt. Am Ende stehen keine lächelnden, sondern zu oft lange Gesichter. Die Verschuldung der Haushalte geht dann in Dimensionen, die kein Staat mehr unbeachtet lassen kann.
Doch es ist auch zu verführerisch. Während die Bevölkerung auf den Straßen schwitzt, sorgen die „Skytrains“ in Bangkok dafür, dass man klimatisiert nicht nur den Arbeitsplatz erreicht, sondern auch die Malls, die entlang der Strecke entstanden sind. Und das, was Sie bei Ihrem Urlaub in Thailand in Bangkok an Malls vorfinden, das hat es wahrlich in sich! Hier ist alles vom Feinsten. Perfekt gestaltete Außenansichten, hilfreiche Bedienstete in „ganz in Weiß“ stehen bereit, rote Teppiche so weit das Auge reicht, Live-Bands, die das Shopping untermalen und überall riecht es dezent nach Rosen. Rosen, die auf Thai-Englisch ja „Lohe“ genannt werden – Sprachbarriere lässt grüßen. Die Skytrains sorgen für das perfektionierte Zusammenspiel zwischen der Welt der Arbeit und der Welt des Konsums. Während der Wartezeit an den Haltestationen lassen Sie Bildschirme mit Werbung eintauchen in die Welt den Kaufens. Die Umsteiger können schon an der Station hemmungslos shoppen. Die Wirtschaft muss florieren. Und wenn Sie die Skytrains verlassen, geht es mittels Rolltreppen direkt mittig ins Shoppingleben. Starbucks, Food-Courts, Sony, Gucci, Armani – einmal Kaufrausch mit alles und süß-saurer Soße.
Geringes Wirtschaftswachstum
Seit rund zwei Jahren dümpelt die Wirtschaft Thailands bei einem Wirtschaftswachstum, das nur mit Mühe die Marke von einem Prozent erreicht. Das sorgt dafür, dass das Land hinten liegt, was die Dynamik der Wirtschaft angeht. Ein BIP von maximal 2,5 Prozent lässt die Bank of Thailand auch nicht wirklich in Jubelstürme ausbrechen. Doch wenn Sie aus dem Flugzeug steigen, um zum Beispiel in Bangkok Ihren Thailandurlaub zu starten, werden Sie das weder sehen, noch spüren. Terminal 21, Rain Hill Plaza, Emporium oder Gateway sind als Tempel des Konsums bestens besucht. Und die Auslagen verheißen größte Abenteuer. Wenn man sich als Thai etwas nicht leisten kann, „Mai benlai“. Alles locker, denn die Kreditkarte hilft beim Anzahlungsgeschäft. Da wundert man sich nicht, dass die Verschuldung der Haushalte im ehemaligen Königreich Siam auf Rekordniveau liegt.
Doch die Thai haben sich an Kummer in dieser Hinsicht gewöhnt. Schon in den Neunzigern gab es den „großen Kaufrausch“ – auch wenn man sich nicht gerne an ihn erinnert. Und die zentrale Rolle der Haushalte in Thailand macht sich in Zahlen sehr stark bemerkbar. Im Jahr 2003, nach dem Crash in den Neunzigern, lag die Gesamtverschuldung der Privathaushalte verglichen mit der wirtschaftlichen Gesamtwertschöpfung bei rund 40 Prozent. Sechs Jahre später, also 2009, stand man hier schon bei 60 Prozent. Für das Jahr 2015 sprechen wir in Thailand von knapp 90 Prozent. Spitzenplatz in diesem traurigen Bereich mit Malaysia in ganz Asien und alleiniger Spitzenreiter bei der Steigerungsrate! Verglichen mit den USA oder Japan sind die Zahlen mehr als alarmierend. Besonders dann, wenn man sich das Pro-Kopfeinkommen – kaufkraftbereinigt – der Thai anschaut. Hier liegen sie bei einem Wert von knapp 1.100 Dollar im Monat!
Thailand – Land der Risiken
Wer immer glaubte, über die Inlandsnachfrage der Konjunktur einen Boost in Thailand verpassen zu können, der stellt fest, es reicht nicht. Die Exporte, lange Motor der Wirtschaft, stottern vor sich hin. Das liegt daran, dass einer der Hauptmärkte – China – mit der Nachfrage sehr zurückhaltend ist. Um es freundlich zu formulieren. Zudem hängt das Damoklesschwert aus der EU schwer über den Wirtschaftsköpfen Thailands. Dadurch, dass man sich weigert, die Praktiken der Fischerei zu reglementieren, droht die EU offen mit einem Importembargo. Das bedroht den gesamten Zweig der Fischerei. Keine guten Aussichten also. Zudem kommt zum Tragen, dass die Investoren aus dem Ausland sehr sensibel auf die politische Lage reagieren. Ist die Situation unsicher, investiert man lieber in andere Länder, in denen sich die politische Lage sicherer darstellt. Ob und wann das Land wieder auf den Wachstumskurs programmiert werden kann, ist derzeit recht offen gehalten.
Fragt man Thai nach der Ursachen, dann wird man stets zur Antwort erhalten: Urbanisierung ist schlecht. Thailand ist, soweit so unstrittig, gespalten. Da die urbane Bevölkerung, die in die Metropolen strebt und da die Landbevölkerung. Und in der Urbanisierung sehen die Thai das „Unglück“. Wer in der Metropole lebt, oft ohne familiäres Umfeld, der ist offen für ungezügeltes Konsumverhalten. Verschuldung als Ersatzbefriedigung. Das soziale Kontrollumfeld fehlt, bricht weg. Und hinein geht es, in die schöne, schillernde Konsumwelt. Und über die Verstädterung dann auch in die Privatverschuldung.
Selbst wenn Analysten sagen, in Asien entstehen derzeit mehr Millionäre als auf jedem anderen Kontinent und auch die Industrie der Luxusgüter das Hohelied auf Asien singt, weil der Markt nach hochwertigen Produkten giert, nach Marken-Brands nahezu süchtig ist, so sehen wir die Kehrseite des Booms. In Thailand – besonders in Thailand – ist die Haushaltsverschuldung ausgeprägt. Das wird als klares Alarmsignal und hohes Risiko gewertet. Drum schlagen auch die vier größten Landesbanken – Krungthai Bank, Kasikornbank, Bangkok Bank und Siam Commercial – Alarm. Das basiert auf rund 6,7 Mrd Dollar an Haushaltsschulden. Das National CreditBureau sieht die Lage hingegen noch entspannt, auch wenn man die Banken mahnt, bei der Kreditvergabe vorsichtiger zu operieren. Man solle, so die Kernaussage, Kredite primär an die Thai vergeben, die ein Einkommen von 50.000 Baht plus X vorweisen können. Und die Warnung trug bereits ihre Früchte. Die Banken meldeten zurück, man wollen die Ausgabe von Kreditkarten stärker reglementieren und sich eher auf die Finanzierung von Immobilien fokussieren. Zudem hat derzeit ein Bereich echte Hochkonjunktur: Schuldeneintreiber! Und das ist notwendig, denn rund 2 Prozent aller Kredite gelten als „uneinbringbar“ oder auch „faule Kredite“.
Motoren der Wirtschaft in Thailand
Sprechen wir von den Antreibern der Wirtschaft in Thailand, so haben wir auf der einen Seite den Bereich der Dienstleistungen – mit dem Tourismus eng verknüpft – der knapp 50 Prozent des Bruttosozialprodukts ausmacht. Die Elektroindustrie, der Textilsektor und der Chemiebereich erweitern das Portfolio. Gut ist, dass Thailand reich an Bodenschätzen wie Erdgas, Braunkohle sowie Erzen ist. Das sichert die autonome Versorgung bei der Energie.
Neben den oben genannten Wirtschaftszweigen ist auch die Landwirtschaft ein wichtiger Faktor. Hier wird es zwar nicht finanziell intensiv, aber was den Arbeitsmarkt angeht. Über 40 Prozent aller Thai arbeiten in diesem Segment. Reis, Mais, Zuckerrohr, Hirse, Baumwolle, Tapioka und Kautschuk sind die Kernkompetenzen der Thai-Landwirtschaft.
Und dann wäre da noch – wen wundert es, der seinen Urlaub in Thailand verbringt – der Tourismus. Der Devisenmotor des Landes. Doch woher kommen die Gäste? Asien liegt noch vorne, aber Nordamerika und Europa schließen auf! Und das ist der Bereich, wo wirkliche Zuwachsraten geschrieben werden. Rund 30 Millionen Menschen besuchen Thailand Jahr für Jahr – und es werden immer mehr. Das sollten Sie natürlich nutzen und sich das wunderbare Land anschauen, denn die 30 Millionen verteilen sich sehr gut über das Land!