Thailands König Bhumibol Adulyadej
– der Mann, an dem nicht gekratzt werden darf
Ganze 89 Jahre alt wird der thailändische König Bhumibol Adulyadej – mit vollem Namen Phrabat Somdet Phra Paraminthara Maha Bhumibol Adulyadej Mahittalathibet Ramathibodi Chakkrinaruebodin Sayamintharathirat Borommanatthabophit und damit sicher auch diesbezüglich nahe am Weltrekord wie bei seiner Amtszeit von bald 70 Jahren – im Dezember 2016. Doch von Amtsmüdigkeit ist wenig bis nichts zu spüren. Doch wer ist er, dieser Mann, den man als Vater der Nation bezeichnet und wo eine „Majestätsbeleidigung“ gegen ihn auch gerne einmal mit bis zu 15 Jahren an Haftstrafe endet? Und was geschieht, wenn die Natur ihren Lauf nimmt, was ja bei einem Alter von knapp 90 Jahren nicht wirklich verwunderlich wäre? Immerhin wird Thailand momentan von einer Militärjunta regiert und demokratische Wahlen damit nicht in Aussicht.
König Bhumibol Adulyadej – aus den USA auf den Thron
Ein Mann wie Thailands König Bhumibol Adulyadej ist es sicher wert, dass man sich seinen Werdegang genauer anschaut. Er wurde am 5. Dezember 1927 in Cambridge in den USA geboren. Er ist der Sohn des Prinzen Mahidol Adulyade, den er mit der Bürgerlichen Mom Sangwal zeugte. Eigentlich wollte es die Thronfolge, dass sein Bruder Ananda Mahidol König sei – was er auch wurde – aber ihm war nur eine kurze Regentschaft gegeben. Nach 11 Jahren Amtszeit von 1935 bis 1946 endete sein Leben und die Umstände können nur als „merkwürdig“ angesehen werden. Klar ist, eine Kugel beendete sein Leben und seine Amtszeit. Ob diese aber von ihm selbst abgefeuert wurde – Theorie Selbstmord oder Unfall – oder er Opfer eines Attentats wurde, das ist selbst heute noch nebulös.
Nun stand nach seinem Bruder Bhumibol Adulyadej, der zu dem Zeitpunkt in der Schweiz lebte, in der Pflicht zur Übernahme der Regentschaft. Nur fünf Jahre hatte er an Frist, sich auf das Amt mit allen Zeremonien und Protokollen vorzubereiten. Auch sein geliebtes Medizinstudium musste er an den Nagel hängen und sich mit Jura sowie Politik befassen, was ihm sicher ein Graus gewesen sein wird. Am 05. Mai 1950, sechs Jahre vor der Queen in England, übernahm Bhumibol Adulyadej das Amt – bis zum heutigen Tage!
König Bhumibol Adulyadej – Gott Rama der Neunte
Bhumibol war ohne Wenn und Aber DIE zentrale Figur in Thailand. Jeder Besucher, der seinen Thailand Urlaub im Land erbringt, sollte auch tunlichst vermeiden, ihn zu beleidigen, zu verspotten oder abfällig über ihn zu sprechen. Das ist der Bereich, in dem die Thai sehr humorbefreit reagieren. König Bhumibol Adulyadej, auch Phumiphon Adunlayadet genannt war nicht nur Herrscher, er war auch ein Gott: Rama der Neunte. Wer nach dem König sucht, der wird auch schnell fündig und das in der Regel in einem Hospital am Chao Phraya Fluss in Bangkok. Schwer krank war er, der Gott-König oder Königsgott und das über viele Jahre. Doch wenn seine Untertanen ihn sahen und sei es gar nicht König-like im Rollstuhl am Fenster, dann war der Jubel groß. Mit der Krankheit geht natürlich auch Hand in Hand, dass der früher so volksnahe Herrscher sich nur noch selten in der Öffentlichkeit zeigte.
Und doch hattte auch erkrankt sein Wort Gewicht. So war es Ende des Jahres 2013, als er nämlich seinen 86 Geburtstag feierte und er sich aus der Sommerresidenz Hua Hin ans Volk wandte – und an die Kontrahenten im Machtkampf um Thailand. Er sagte: „Jeder Thai hat eine Pflicht zu erfüllen und das stets zum Wohle unseres geliebten Landes. Nur dann, wenn alle Thai eine Einheit bilden, die von Liebe fürs Land erfüllt ist, haben wir gesicherte Verhältnisse, Frieden und die notwendige Stabilität für Fortschritte.“
König Bhumibol – viel mehr als ein „König und Gott“
Dass der naturwissenschaftlich interessierte und stark engagierte König Bhumibol mehr sein würde als „nur“ ein Regent, sollte schnell nach seiner Amtseinführung klar werden. Schon in jungen Jahren entdeckte er seinen ausgeprägten Hang zu allem Schönen und fand größtes Interesse an der Fotografie, die ihn all die Jahre als Herrscher begleitet hat. So kamen dann auch die zahllosen Bilder zustande, die den Regenten mit einer umgehängten Kamera zeigen. Doch damit nicht genug, denn auch anderen schönen Künsten – der Musik, der Malerei, der Schriftstellerei – ist Bhumibol zugetan. So ist bekannt, dass er als passionierter Saxophonist – 1960 spielte er mit Benny Goodman zusammen – rund mehr als 40 Musikstücke komponiert hat.
Funkamateur, Ingenieur und Segler – Bhumibol gewann 1967 die Goldmedaille in dieser Sportart bei den Südostasienspielen – die Talente des Königs sind breit gefächert! Bhumibol ist darüber hinaus auch als designierter Freund der Natur bekannt. Knapp 150 Nationalparks, zahllose Refugien für die Tiere des Landes sowie Landschaftsschutzgebiete gehen auf sein Engagement in diesem Bereich zurück.
Bhumibol der Erneuerer
In seine Regentschaft fallen auch große und erfolgreiche Forschungsprojekte. Er ließ die Wasserhaltung im Land optimieren, Sümpfe wurden unter seiner Führung trocken gelegt, neue Nutzpflanzen fanden Zugang nach Thailand und der Schutz des Regenwaldes hat bei ihm einen hohen Stellenwert. Bhumibol hat den Rettungsdienst des Landes neu ausgerichtet, das Gesundheitswesen angekurbelt und tatkräftig dafür gesorgt, dass die Verbrechensbekämpfung den Stellenwert erhält, den sie heute in Thailand hat. So wurde er als Regent bekannt dafür, dem Opiumanbau im Norden Thailands „den Krieg zu erklären“. Dort, wo einst Schlafmohn gezogen wurde, dominieren heute Gemüse- und Obstsorten sowie Tee und Kaffeeplantagen das Landschaftsbild. Das „Goldene Dreieck“ wurde auf der thailändischen Seite entkriminalisiert und das über die guten Alternativen, welche den Bauern geboten wurden.
Er stellte das eigene Gelände seines Palastes zur Verfügung, um dort eine Versuchsfarm aufbauen zu lassen. Hier befassen sich Wissenschaftler und Experten damit, die Viehzucht zu optimieren und den Fruchtanbau effizienter zu gestalten – auf ökologisch unbedenklichen Wegen. Das führte letztlich dazu, dass es gelang, Reisarten zu kreieren, die weit ergiebigere Ernten versprachen und der Landbevölkerung, den Ärmsten der Armen, zur Verfügung gestellt wurden. Darüber hinaus hat er auch dafür gesorgt, den Feldzug gegen das Analphabetentum erfolgreich abzuschließen. Mit einer Analphabetenquote von unter sieben Prozent der Bevölkerung liegt Thailand im Vergleich mit den Nachbarländern ganz weit vorne – positiv gesehen. Ist es da noch ein Wunder, dass sein Volk den König nahezu abgöttisch verehrt?
Keine Respektlosigkeiten gegenüber dem König!
Der König ist, das sollten Sie als Thailand Urlauber wissen, allgegenwärtig. Sie werden kein öffentliches Gebäude finden, in welchem nicht sein Bild hängt. Geldscheine, Briefmarken, Plakate, Bildwände – Bhumibol ist überall! Doch Vorsicht: gerade diese Omnipräsenz und das extrem hohe Ansehen des Königs sorgen dafür, dass man als Tourist leicht in „Fettnäpfchen“ treten kann. Kritik oder gar Spott und selbst das achtlose Hinwerfen eines Geldscheines mit seinem Antlitz sind nicht nur verpönt, sondern massiv strafbewehrt. Eine Beleidigung des Königs oder seiner Familie ist das sichere Ticket ins Gefängnis – auch für Ausländer, für Farang.
Sollten Sie, lieber Thailand Urlauber, am Morgen die Nationalhymne Thailands hören, so zeigen Sie sich nicht genervt, sondern respektvoll. Halten Sie inne, lassen Sie die Musik auf sich wirken und schauen Sie, wie sehr die Thai das honorieren. Respektvoller Umgang wird hier groß geschrieben und wer Respekt gibt, der wird Respekt ernten. Nicht sprechen, nur lauschen!
König Bhumibol Adulyadej – was wird oder kann auf ihn folgen?
Bhumibol hat sich in sein Land eingearbeitet und so seine Untertanen zu Vertrauten gemacht. Er hat jede Provinz seines Landes mit ihren Eigenheiten genau studiert, analysiert. Er hielt dezent im Hintergrund stets die Zügel in der Hand, beeinflusste auch das politische Tagesgeschehen nachhaltig. Der König wusste stets durch seine bescheidene Art zu punkten, seiner Liebe zum Land und zu den Menschen. Selbst das kritische Europa war stets begeistert vom König und seiner Gattin. Der Gattin Königin Sirikit, die es im Deutschland der 60er Jahre zu einer echten Stilikone geschafft hatte.
Ja, der König wird gehen – lange lebe der neue König? Was kommt nach König Bhumibol Adulyadej auf Thailand zu? Auch wenn König Bhumibol Adulyadej dem Tod ins Auge schaut, so wagt doch niemand in Thailand über das nahende Ende zu sprechen – oder daran zu denken. Jeder Thai fürchtet den Moment, an dem der König den Weg alles Vergänglichen gehen wird. Selbst schwerst erkrankt und nicht in der Lage Amtsgeschäften nachzugehen, ist der Stellenwert des Königs so hoch, dass er die Integrationsfigur des ganzen Landes bleibt. Doch wie sieht das mit den potenziellen Nachfolgern aus?
Die Thronfolge steht fest und sein Nachfolger wird der Kronprinz Maha Vajira Longkorn sein. Doch all das, was für den Vater gilt, gilt für den designierten Nachfolger nicht. Er ist nicht die Lichtgestalt, die der alte Monarch darstellt. Das ist auch der Grund dafür, dass das Militär Mitte des Jahres 2014 putschte, denn man will die Kontrolle behalten, falls der „alte König“ ablebt. Und man will den Kronprinzen kontrollieren.
Eine gespaltene Familie
So sehr das Königshaus auch die roten Teppiche der Welt beherrschte, so sehr war man aber innerlich „zerrissen“. Und das liegt am Konflikt im Lande: Rothemden gegen Gelbhemden. Als Rothemden bezeichnet man in Thailand die Menschen, die sich für die Armen der Ärmsten, die Reisbauern, einsetzen. Das ist die Domäne des Kronprinzen, der diesen Teil der Bevölkerung präferiert. Die Gelbhemden, welche die Eliten des Landes repräsentieren, waren mehr auf dem Level der Königin. Und wer stand stets vermittelnd in der Mitte? König Bhumibol.
Wird es am Ende doch eine Königin sein, die Thailand beherrscht?
Wie in Thailand gemunkelt wird, wäre dem Volk eine andere Variante des Herrschaftskarussells sehr recht. Die Lösung lautet: Bhumibols Tochter Prinzessin Maha Chakri Sirindhorn übernimmt das Zepter. Acht Sprachen spricht sie fließend und hat mit großem Erfolg gleich mehrere Studiengänge absolviert. Hinzu kommt, dass sie sozial extrem engagiert ist. Und doch bleibt es ein Fakt, dass sie nicht vorne steht, was die Thronfolge angeht. Vor ihr sind und bleiben zunächst die ältere Schwester Prinzessin Ubol Ratana und der designierte Thronfolger Maha Vajira Longkorn. Wie wird sich die Machtspirale in Thailand am Ende der Regentschaft des Königs drehen? Das wird die Zukunft nach dem Ableben des Königs, was hoffentlich noch lange auf sich warten lässt, zeigen müssen.
Der Tod einer Legende
Schon seit der Jahrtausendwende hatte König Bhumibol immer wieder mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, was zu häufigen Krankenhausaufenthalten führte.
Ab 2009 verschlechterte sich der Zustand der Majestät so sehr, dass er dauerhaft im Siriraj Krankenhaus von Bangkok verbleiben musste – in dem eigens für ihn erbauten Flügel, versteht sich.
Seitdem sah man den König nur noch selten in der Öffentlichkeit, beispielsweise an seinem 84. Geburtstag im Jahr 2011. Als er nach vier Jahren Krankenhaus endlich wieder „nach Hause“ in seine Sommerresidenz im Badeort Hua Hin durfte, säumten rund 25.000 begeisterte Untertanen die Straßen, um dem König zuzujubeln.
König Bhumibol Aduljadej, Rama IX., das am längsten amtierende Staatsoberhaupt der Welt, verstarb am 13. Oktober 2016 an den Folgen einer Lungenentzündung und akutem Nierenversagen. Seine Nachfolge trat Kronprinz Maha Vajiralonglorn, sein ältester Sohn, an.
Hunderttausende kamen in den Tagen nach seinem Tod zum Sanam Luang, einem Paradeplatz gegenüber des alten Königspalasts und Wat Phra Kaeo und nahmen Abschied von seiner Majestät – unter dem Gesang eines 100-köpfigen Chors unter der Leitung des Komponisten Somtow Sucharitkul.
Während der einjährigen Trauerzeit – und vor allem in den ersten 30 Tagen nach König Bhumibols Ableben – traten zahlreiche Maßnahmen in Kraft, wie beispielsweise das Hissen der Flaggen auf Halbmast, schwarze Kleidung für Beamte und eingeschränktes Fernsehprogramm. Sogar einige Bars und Nachtclubs mussten schließen, allerdings sind sie mittlerweile wieder geöffnet.