Flashpacking um Bangkok herum
Nach den ersten vier bis fünf Tagen im trubeligen Bangkok ist auch der stadt-verliebteste Flashpacker bereit für etwas mehr Ruhe und Natur. Wir haben einige faszinierende Ziele in unmittelbarer und relativer Stadtnähe herausgesucht, die die Reise lohnen. Sie können entweder als Durchreiseziele zur nächsten Etappe oder als Tagesausflug beziehungsweise Zweitagestour dienen – je nachdem, ob man danach Thailand weiter erforschen möchte oder von Bangkok aus zurück nach Hause fliegt.
Ayutthaya
Diese wunderschöne, uralte Stadt ist ein Hort der Ruhe und nur zwei Stunden Fahrtzeit von Bangkok entfernt. Sie kann als Eintagestrip von Bangkok aus genossen werden; wer es etwas ruhiger angehen möchte, bleibt gleich über Nacht.
Ayutthaya, die zweite Hauptstadt des damals noch Siam genannten Landes, war im frühen 18. Jahrhundert die größte Stadt der Welt, mit einer Million Einwohnern! Sie stellte ein zentrales Welthandels-Imperium dar, in dem sich Händler aus Japan, Holland und Portugal ein Stelldichein gaben. Schwer vorstellbar angesichts der noch verbliebenen Ruinen, aber historische Tatsache. Dennoch sind über die ganze Stadt Zeitzeugen der einstmaligen Pracht verstreut, die zu suchen sich lohnt.
Touristen-Führer verzeichnen meist nur 36 Tempelanlagen in der von drei Flüssen umspielten Stadt, dem imposanten Chao Phraya, dem artenreichen Pasak und dem bescheiden anmutenden Lopburi. Und natürlich lohnen der lang gezogeneWat Mahathat, der beeindruckende Wat Ratburana, die romantischen Ruinen des alten Königspalastes, der grazile Königstempel Wat Phra Si San Phet oder der im Khmer-Stil restaurierte Wat Chai Wattanaram alleine schon die Reise. Zusätzlich aber gibt es fast an jeder Ecke Ruinen oder Überreste zerfallener Tempelanlagen oder Paläste. Es lohnt sich, in Ayutthaya nach einem guten, persönlichen Führer Ausschau zu halten und sich einige Stunden lang die Stadt zeigen zu lassen.
Kanchanaburi
Dieser tiefenentspannte Ort am Fluss ist in den letzten Jahren zu einem beliebten Ziel für Backpacker und Flashpacker geworden. Natürlich war er auch vorher schon als Ausflugsziel berühmt, vor allem wegen der Brücke über den Kwai und generell den dort zu besichtigenden Erinnerungen an die sogenannte „Todeseisenbahn“ nach Burma während des Zweiten Weltkrieges. Man kann die Brücke zu Fuß überqueren oder sich für etwa 120 Baht darüber fahren lassen – und noch etwas weiter in die Landschaft hinein.
Auf der anderen Seite angekommen, wartet eine liebevollst gestaltete, chinesische Tempelanlage (kostenfrei) auf Besucher. Nach dem eher morbiden Ausflug kann man bei im Hintergrund spielender chinesischer Musik und einer kleinen Gehmeditation das Gesehene loslassen.
Abgesehen von diesen magischen Orten zieht es mich nach Kanchanaburi vor allem wegen der dichten grünen, unglaublich fruchtbaren Natur, in die die Stadt eingebettet liegt. Erst, wenn man hier ankommt, wird einem der Smog und die Verschmutzung bewusst, die an manchen Tagen über Bangkok liegen können.
Von hier aus lassen sich auch die nahen Nationalparks wunderbar erkunden – doch dazu kommen wir später noch. Abends ist der Nachtmarkt von Kanchanaburi als lukullischer Ausklang des Tages zu empfehlen. Ein eher kleinerer, intimer Markt, hat er sehr leckeres und überaus günstiges Thai Street Food im Angebot.
Als ganz besondere Unterkunft bieten sich für die Nacht die dem Ort eigenen „Raft Houses“ an, schwimmende Gasthäuser direkt auf dem Fluß, von denen aus man die spektakulären Sonnenuntergänge direkt von der eigenen Bootsterrasse aus genießen kann.
Am nächsten Morgen, wenn noch Zeit ist, lädt der Fluss zur Kanufahrt ein. Gleich neben der Kwai Brücke gibt es einen Anbieter, der Kajakfahrten organisiert, in der Gruppe oder auch ganz individuell. Vorherige Erfahrung ist nicht notwendig, das komplette Equipment wird gestellt. Von ein paar Stunden gemütlichen Gleitens für etwa 400 Baht bis zu mehrtägigen Ausflügen inklusive Campingabenteuer für 2.000 Baht ist alles möglich.
Wer danach Lust auf noch mehr Wasser uns Entspannung hat, der kann auch an einen der Bangkok nahe gelegenen Stränden weiterreisen.
Hua Hin
Hua Hin mag vielleicht nicht so idyllisch und von tropischer Schönheit sein wie einige andere Strandparadies in Thailand (und seinen Inseln), aber es ist immer noch ein traumhaftes Ausflugsziel für alle, die einige Tage im Sand relaxen und dennoch nicht zu weit von Bangkok entfernt sein wollen. Zudem hat Hua Hin als ältestes Seebad Thailands und königliche Sommerresidenz einen ganz eigenen Charme. Neben einem eigentlich nie überlaufenen Strand bietet es Tempel und Märkte und viele Ausflugsziele in der Umgegend. Auf andere Touristen trifft man hier deutlich seltener als auf Thai, die ebenfalls die 200 Kilometer Entfernung aus Bangkok zurückgelegt haben, um sich für ein paar Tage zu entspannen.
Am acht Kilometer langen Sandstrand findet man immer ein angenehmes Plätzchen im ungemein weichen und feinen Sand. Liegen sind eigentlich unnötig, werden aber an einigen Stellen dennoch angeboten. Interessant, weil in Thailand sonst eher selten: Hier kann man am Strand reiten. Neben vereinzelten Strandverkäufern kommt immer mal wieder ein Thai mit Pferd vorbei und bietet einen Ausritt an. Das Wasser ist klar und angenehm zum Schwimmen; nur in der Nebensaison sollte man auf Quallen achten, die dann in Strandnähe vermehrt auftauchen.
Jeden Abend gegen fünf Uhr wird der Nachtmarkt von Hua Hin aufgebaut. Köstlichkeiten aus dem Meer und Spezialitäten der thailändischen Küche tun sich zu einem großen Outdoor-Picknick zusammen. Das Vergnügen dauert bis Mitternacht und ist eine rundherum vergnügliche, gesellige Angelegenheit.
Viele Flashpacker entscheiden sich allerdings auch für eine noch etwas tropischere Umgebung und reisen weiter nach Süden auf eine der von Bangkok ebenfalls nicht allzu weit entfernten Inseln, von denen wir zwei für dieses Special ausgesucht haben.
Ko Si Chang
Ko Si Chang ist die der Metropole am nächsten liegende Insel; nur zwei Stunden, nachdem man Bangkok hinter sich gelassen hat, kann an schon mit den Füßen im Wasser übers Meer schauen (mit einem Drink in der Hand). Die Insel ist ebenfalls kein tropisches Paradies; vor allem, weil sie das Zuhause eines Ortes mit 5.000 Einwohnern ist und ihre Lebensmitte sich nicht nur, wie viele andere Inseln Thailands, um das Entertainment von Touristen dreht.
Doch gerade dieses Alltagsleben macht auch den Charme der Insel aus. Hier laufen keine wilden Strandparties und es gibt auch keine schicken Resorts; dafür aber sehr anständig gepreistes, wundervoll zubereitetes Meeresgetier und andere Thai Food Spezialitäten, einen interessanten chinesischen und weitere Thai-Tempel, die ehemalige Sommerresidenz von König Chulalongkorn und ein paar wundervoll einsame Wasserfälle. Auch Schnorcheln und Kayakfahren sind im Angebot.
Zur Insel nimmt man den Minivan unterhalb der Victory Monument BTS Station nach Sri Racha. Dort angekommen fahren Tuk Tuks zum Koh Loy Pier, von wo aus Boote 30 bis 45 Minuten bis nach Ko Si Chang brauchen.
Ko Samet
Ko Samet ist insgesamt ein wenig besser besucht als Ko Si Chang. An seinen weißen Stränden sonnen sich Thailänder genauso wie internationale Touristen, die ein paar Tage Auszeit von Bangkok erleben möchten. Allerdings lassen sich überall auf der Insel etwas verstecktere verwunschene Buchten finden, wenn man abenteuerlustig genug ist, um zu suchen. Zusätzlich sollte man, falls auf der Suche nach etwas Ruhe und Platz, immer unter der Woche nach Ko Samet kommen.
Der Saikaew Strand ist definitiv die richtige Adresse für alle, die auf der Suche nach netten, neuen Bekannten und abendlichen Partys sind. Hier gibt es eine breite Auswahl an Bars und Restaurants genauso wie Entertainment und Shows direkt am Wasser. Wer lieber für sich sein und das Rauschen des Meeres genießen will, ist in Ao Tubtim, Ao Nuan und Ao Wai gut aufgehoben.
Unterkünfte aller Kategorien sind über die ganze Insel verstreut. Unter der Woche reicht es, ohne Reservierung zu kommen und sich eine nette Bleibe für die Nacht auszusuchen. Wer am Wochenende kommt, sollte allerdings im voraus buchen – und zwar so lange im voraus wie möglich. Denn nicht nur wird es voll, auch die Preise können am Freitag, Samstag und Sonntag auf das Doppelte in die Höhe schnellen. Da Ko Samet Teil eines maritimen Nationalparks ist, zahlt man bei „Einreise“ 200 Baht.
Phetchaburi
Unweit von Bangkok wartet ein Kleinod, dass ich auch nach vielen Jahren des Reisens zu einem der schönsten kulturellen Orte der Welt zähle: Phetchaburi. An und für sich eine verschlafene kleine Provinzstadt, zu der sich verhältnismäßig wenige Besucher verirren – obwohl sie mit ihren vielen Tempeln, alten Palästen und einem vom deutschen Architekten Karl Döhring gebauten Schlösschen im Art Deco Stil viele Sehenswürdigkeiten bietet. Von Bangkok aus ist man mit dem Zug ganz bequem und billig in maximal drei Stunden hier; von Hua Hin dauert es nur maximal eine Stunde.
Die wirklich atemberaubende Entdeckung im Ort jedoch wartet unter der Erde, in den Khao Loung Höhlen, die fünf Kilometer vom Ortskern entfernt sind.
Hier liegt, in einer immensen Aushöhlung im massiven Stein, eine 3,7 Meter hohe Buddhastatue. Das durch die aufgebrochene Decke in Kaskaden hineinströmende Licht lässt sie sanft leuchten. Doch der mystisch angestrahlte Buddha, der eine enorme Ruhe ausstrahlt, ist nicht allein an diesem faszinierenden Ort: noch 180 andere Buddhastatuen und Relikte umgeben ihn. Alles in allem ist diese ausgedehnte Höhle ein weltweit unvergleichlicher, buddhistischer Tempel, der vor allem von den Königen der Rattanakosin Dynastie genutzt wurde.
Gegenüber der große Buddhastatue sitzen eine Reihe kleinerer Versionen auf einer steinbestreuten Plattform. Viele der anderen Statuen sind im Schatten, in dunklen Nischen und kleinen Seitenkammern verborgen; es ist auch für Kinder ein tolles Abenteuer, auf die Suche nach ihnen zu gehen und plötzlich aus dem Dunkel etwas Gold hervorblitzen zu sehen. Von der ersten großen Haupthalle gelangt man in eine zweite, die durch ein Steintor von ihr getrennt ist und drei weitere, kleinere Kammern birgt. Der dritte große Raum hat eine weitere Überraschung parat: einen liegenden Buddha von 4,9 Metern Länge, der die Einheit von Tod und Leben symbolisieren soll – und dabei überraschend lebendig aussieht.
Die komplette Höhle befindet sich 27 Meter unterhalb der Oberfläche. Um allerdings den Haupteingang zu erreichen, muss man einen kleinen Hügel und dann erst die Stufen ins Höhleninnere erklimmen.
Auf dem Weg nach oben begegnet man, wie überhaupt auf vielen der Tempel- und Palastanlagen in Phetchaburi, häufig einer Horde sehr frecher Affen. Es ist völlig klar, wen diese hier für den Chef halten – sich selbst! Beim ersten Aufeinandertreffen kann das etwas beunruhigend sein. Allerdings gibt es immer Führer oder einfach andere Thai-Besucher, die einem zur Seite stehen. Ein großer Stock hilft auch dabei, die Tiere in Schach zu halten (ohne sie dabei natürlich zu verletzen!). Die Affen stibitzen auch gerne mal Lebensmittel und Getränke, die man offen sichtbar bei sich trägt.
Natürlich sind auch die oberirdischen Tempelanlagen sehenswert. Wer weniger Zeit hat, sollte sich in jedem Fall Wat Yai Suwannaram und Wat Ko anschauen.
Einmal im Inneren der Tempelanlagen angekommen, fällt der ganze Alltag ab. Es ist so entspannt und ruhig dort, dass man sich gar nicht mehr vorstellen kann, nur ein paar Stunden von Bangkok entfernt zu sein. Auch das Innenleben der Tempel ist beeindruckend – nicht vergessen, die Schuhe auszuziehen!
Wat Yai ist ein wunderbares Beispiel einer sehr weltlich erscheinenden, belebten Andachtsstätte, in der man zu jeder Tageszeit Mönche beobachten und mit ihnen ins Gespräch kommen kann. Dieser Tempel ist auch leuchtend rotem Holz erbaut und beherbergt ebenfalls sehenswerte Fresken und Buddhastatuen. Unterhalb des Tempels campen oft Mönche in kleinen Zelten.
Nationalparks rund um Bangkok
Nach soviel Kultur bietet sich zuletzt noch ein Abstecher in einen der Nationalparks in der Umgebung an. Ich würde mich dabei zwischen dem Sai Yok Yai Nationalpark, dem Erawan Nationalpark und dem Khao Yai Nationalpark entscheiden.
Sai Yok Yai Nationalpark – Wasserfälle für jeden
Naturliebhabern, die noch nie in einem thailändischen Nationalpark waren, ist Erawan wärmstens zu empfehlen. Die Wasserfälle dort sind einfach spektakulär und die Wege sind auch für ungeübte Wanderer gut zu durchqueren.
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