Kulinarisches Thailand

Kulinarisches Thailand

Der kulinarische Thailand – Knigge

Die sensationelle Esskultur Thailands erschöpft sich nicht in exotischen Gewürzen und aromatischen thailändischen Rezepten, obwohl die thailändische Küche natürlich einen großen Teil der weltweit geteilten Faszination mit thailändischem Essen ausmacht. Aber auch das Ritual der Mahlzeit selbst nimmt beim thailändischen Essen eine zentrale Rolle ein. Dabei haben sich im Lauf der (tatsächlich) Jahrhunderte ganz spezielle Gebräuche und Regeln heraus gebildet.

Authentisches thailändisches Essen bedeutet immer auch, die lokalen „Tischmanieren“ zu kennen und zu respektieren. Dies gilt vor allem, wenn man als Gast ein selbst gekochtes Mahl im Privathaus eines Thai genießt; aber auch im Restaurant ist der Genuss der thailändischen Küche umso größer, wenn man sich beispielsweise mit den Esswerkzeugen gut auskennt. Für Ihre nächste Thailand Reise (oder auch einfach einen vollkommenen Abend im Thai-Restaurant gleich um die Ecke) haben wir deshalb einen kleinen kulinarischen Thailand-Knigge zusammengestellt, mit dem Sie sich bald wie ein Chamäleon in der thailändischen Küche bewegen werden.

Die Esswerkzeuge

Die Esswerkzeuge in Thailand

König Rama VAnders als manche Thai Restaurants oder Asien-Kochbücher uns glauben machen, wird in der thailändischen Küche nur in Ausnahmefällen mit Stäbchen gegessen (siehe nächster Punkt). Stattdessen kommen so gut wie immer Löffel und Gabel auf den Tisch.

Auch Gabel und Löffel wurden als Esswerkzeuge erst von König Rama V. (1853-1910) als Teil seiner Modernisierungsreform und partiellen Anpassung an den Westen und dessen Hygienevorstellungen eingeführt. Davor wurde in Thailand fast ausschließlich mit den Händen gegessen.

In der Thailändischen Küche wird anders mit Gabel und Löffel umgegangen als bei uns. Der Löffel wird in die Haupthand genommen (abhängig davon, ob man Rechts- oder Linkshänder ist), die Gabel in die andere. Sie wird dazu genutzt, das Essen auf den Löffel zu schaufeln, von dem es dann gegessen wird.

Gabeln werden vor allem bei formelleren Gelegenheiten auf keinen Fall dazu benutzt, Essen direkt in den Mund König Rama V. aufzunehmen. Allerdings wird man bei einem schnellen Lunch zwischendurch nicht schräg angesehen, wenn man seine Gabel in das Fleischbällchen spießt und es direkt so isst. Anders als etwa das völlig Tabu der Japaner, die Essstäbchen direkt ins Sushi zu stecken, ist das direkte Essen mit der Gabel eher eine kleine Verfehlung schlechten Geschmacks, vergleichbar mit dem Ablecken des Messers in unserer Kultur.

Thailänder würden das Fleischbällchen mit ihrer Gabel fixieren, während sie mit dem Löffel Bissen abteilen. Dann würde das kleinere Stück mit der Gabel auf den Löffel geschaufelt und von diesem gegessen. Übrigens: Wer sich tief ins Landinnere in noch traditioneller geprägte Gegenden Thailands begibt, bekommt thailändisches Essen auch einfach nur mit einem kurzen Löffel serviert.

Soll das Essen in kleinere Stücke zerteilt werden, wird dafür also ebenfalls der Löffel benutzt. Messer kommen beim thailändischen Essen nie auf den gedeckten Tisch; sie werden als „Waffen“ betrachtet, die in die Hand des Kochs und in die Küche gehören. Deshalb sollte man auch nie um ein Messer bitten. Es wird allerdings weniger als grobe Unhöflichkeit ausgelegt werden, denn als absolute Unkenntnis jeglicher Etikette.

Thailändisches Küchenmesser

Ein typisches thailändisches Küchenmesser gleicht einem kleinen Beil, mit dem sämtliche Zutaten geschnitten und gehäckselt werden. Die thailändischen Messer-Marken Kom-Kom und Kiwi (beide stammen vom selben Hersteller, Kom-Kom wird nur etwas hochklassiger vermarktet) sind weltweit als preiswerte, höchst langlebige Allzweckmesser selbst bei Sterneköchen höchst beliebt.

Für Hobbyköche und als Geschenk sind diese Messer ein echter Geheimtipp. Allerdings sollte man nicht versuchen, sie im Handgepäck mit nach Hause zu nehmen! Wem die nächste Thailand Reise noch zu weit in der Zukunft liegt, wird häufig auch im Asia-Laden fündig. Natürlich kann man auch einfach im thailändischen Restaurant der Wahl nett nachfragen, ob sich hier vielleicht eine Ankaufsquelle auftut.

Doch zurück zum Essbesteck. Nach dem Essen werden Gabel und Löffel auf etwa halb sieben Uhr auf dem leeren Teller nebeneinander abgelegt – als Zeichen, dass man fertig ist und nicht etwa nur eine Pause macht. Dies ist auch das Zeichen für Kellner im Restaurant, dass sie den Teller abräumen können. Atmosphäre.

Stäbchen

Stäbchen als Esswerkzeug

Essstäbchen sind zwar zum Bestandteil der thailändischen Küche geworden, gehörten aber nicht ursprünglich dazu. Sie wurden erst durch den Einfluss der chinesischen Küche eingeführt. Daher kommen sie auch nur für das Essen von Nudelsuppen (wie etwa Khao Teow Nam) zum Einsatz, die in Schalen serviert werden. Essstäbchen werden in Thailand niemals genutzt, um Reis oder Currys zu essen. Auch Nudelgerichte, die auf einem flachen Teller serviert werden – wie etwa Pad Thai, oder Pad Kee Mao – werden mit Gabel und Löffel genossen.

Werden Essstäbchen gereicht, sind sie auch dafür gedacht, genutzt zu werden. Werden zu einem Essen allerdings keine Stäbchen mit serviert, sollte man auch nicht darum bitten – dann ist das Gericht einfach nicht dafür gedacht.

Essstäbchen werden beim thailändischen Essen immer in Kombination mit einem Löffel angeboten. Man nimmt die Stäbchen in die Haupthand und den Suppenlöffel in die freie, andere. Dann werden die festen Bestandteile (das meist extrem zarte Fleisch, die Nudeln und das weiche Gemüse) mit den Stäbchen aus der Brühe gehoben, bis sie gerade so über der Flüssigkeit schweben und sanft auf den Löffel gegeben. Anschließend wird der Löffel wieder behutsam eingetaucht, mit Brühe aufgefüllt und der Inhalt dann gegessen. So schmeckt jede Löffelladung ganz individuell und immer wieder anders, je nach kombinierten Zutaten.

Auf gar keinen Fall sollte man die Nudeln (wie etwa in China absolut üblich und erwartet) zwischen den Stäbchen einklemmen und dann direkt von diesen lauthals schlürfen. Das mag zwar wesentlich effizienter sein, wird aber als sehr rüde empfunden.